Mustergeschäftsbrief 2
von George Wolf, aus dem Jahr 1990

an
Herrn Anton Agressiv

Agressorweg 4
6894 Neu Bagdad am Rhein

 

                                                                              Nirgendwo, am 32.12.90 BMW

Betr. Rüge

Sehr geehrter Herr Agressiv,

Es ist für einen Geschäftsführer wie mich immer äußerst unangenehm den Mitarbeitern Rügen zu erteilen, darum lassen Sie mich zuerst zum Ausdruck bringen, daß wir an sich mit Ihrer Arbeitsleistung als Luftverkäufer sehr zufrieden sind. Sie haben es immer schon verstanden, unser exklusives Produkt an den Mann zu bringen und haben nur wenigen Kunden in's Gesicht gespuckt.

Dennoch hat mich Ihr Verhalten letzten Freitag, als Sie spaßhalber unsere Fabrikshalle in Brand gesteckt haben etwas verärgert.

Ich habe sicher Verständnis dafür, daß es auf die Dauer etwas langweilig sein kann, immer nur Luft zu verkaufen. Und ich kann Sie auch verstehen, wenn Sie sagen, Sie brauchen ab und zu etwas Action. Doch hätte es nicht genügt wenn Sie nur etwas kleines, zum Beispiel ein Auto, angezündet hätten?

Sie hätten ja auch meines nehmen können. Sie wissen doch, daß ich ein toleranter Chef bin. Ich habe ja auch letztes Jahr über Ihr kleines Späßchen, als Sie meiner Frau eine Kobra in's Bett gelegt haben, sehr gelacht. Oder seinerzeit über den Skorpion auf meinem Schreibtisch, oder über das Krokodil in meinem Swimmingpool.

Was mich an der Brandstiftung letzten Freitag besonders stört, ist in erster Linie nicht der Milionenschaden, sondern die Tatsache, daß sie die Fabrik während der Arbeitszeit in Brand gesteckt haben und sich an diesem Tag sogar noch 3 Überstunden aufgeschrieben haben.

Ich komme daher nicht darum herum Ihnen eine scharfe Rüge zu erteilen, und Sie zu warnen, daß Sie, sollte dies noch einmal vorkommen, am 1.1. keine Gehaltserhöhung bekommen werden.

Ich hoffe Sie sind mir wegen dieser Rüge nicht allzu böse und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Big MadWolf

 

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