Stroganoff - Der Fluch (1991)
Das "Wichtigste" in Kürze:
Das war unser 2. "langer" Interfool Film. (Eigentlich der einzige der wirklich lang war)
Dreharbeiten: August-September 1991
Premiere: 28. Dezember 1991 in Feldkirch
Schauspieler:
George Wolf, Joachim Mayer, Harald Schnetzer, Stefan Bickel, Dietmar Rohrer, Hannes Riedmann, Christine Vallaster, Gert Markowski, Sabine Rothmund, Thomas Mitterlechner, Jürgen Konzett, Alexander Ammann, Claudia Tschanett
Drehbuch, Produktion, Regie und Schnitt: George Wolf (Nach einer Handlung von: George Wolf und Stefan Bickel)
Länge: 79 Minuten (Film) plus 18 Minuten Müllband (Outtakes)
Gedreht und geschnitten auf SVHS (4:3 PAL 575i)
Musik: Miles Davis, Toto, REO-Speedwagon (auch wieder unlizenziert und somit der Hauptgrund, wieso es diesen Film heute nicht irgendwo online gibt)
Screenshots:
Hintergrundgelabber:
Nachdem wir mit unserem Film "Ein Fall für Interfool" (siehe vorhergehendes Kapitel) endlich mal einen Film zusammen gebracht haben, für den wir uns nicht im Nachhinein schämen mussten, waren alle aus unserem damaligen "Interfool Kernteam" (Stefan Bickel, Joachim Mayer, Harald Schnetzer, Dietmar Rohrer und ich) motiviert einen weiteren witzigen Spielfilm zu machen. Das Genre das wir unbedingt mal machen wollten, war eine Horrorfilm-Parodie und bereits kurz nach der Fertigstellung unseres 1990er Films haben wir in einer größeren Gruppe begonnen, uns eine Handlung für den neuen Film zu überlegen. Letztendlich hat sich "irgendwie" eine Handlungsidee von Stefan Bickel und mir durchgesetzt, was vielleicht auch damit zusammen hängen könnte, dass ich nach diesen "Brainstorming-Treffen" die Dialoge wieder alleine geschrieben habe und dadurch entscheiden konnte welche Ideen ich verwende und welche nicht. Mit Aktionen wie dieser hab ich gleich mal "den Teamgeist in unserer Truppe ungemein beflügelt" und mich selbst "unheimlich beliebt" gemacht ...
Anfänglich schien es dann, als würde über unserem Film "Stroganoff - der Fluch" tatsächlich ein Fluch liegen. Denn zu Beginn ging hier alles schief, was nur schief gehen kann.
An unserem ersten Drehtag hätten wir eine Szene auf einer Burgruine drehen sollten, bei der Stefan, Joachim und ich ein paar Dialoge hatten. Die Ruine (in Göfis), die wir uns hier ausgesucht haben, sah schon mal gar nicht "ruinös genug" aus, aber wirklich "geschmissen" hat die Szene an dem Tag unser Kameramann, der den klassischen "Kamera-Super-GAU-Fehler" gemacht hat, einmal zu oft auf die Start/Stopp-Taste zu drücken und dadurch hat er immer die Kamera ausgeschaltet, wenn er dachte er hätte sie eingeschaltet. Am Ende hatten wir nur Aufnahmen von allem, was wir zwischen den Szenen gesprochen haben auf unserem hochmodernen sVHS-Band. Plus zahlreiche "äußerst imposante Farbaufnahmen der Vorarlberger Flora und Fauna", aber absolut nichts was wir verwenden konnten. Nicht eine einzige Sekunde. Gar nichts. Null, Nada ... die Menge an nicht vorhandenem, brauchbaren Material war sozusagen "maximal".
Beim zweiten Anlauf, ein paar Tage später, haben wir 3 Dinge ausgetauscht: die Burgruine, dem Kameramann und blöderweise auch die Kamera. Die Ruine (in Götzis) war schon mal auch nicht besser als die letzte, doch unser Hauptproblem an dem Tag war diese verf. ... Kamera, die sich einfach nicht scharf stellen ließ. Seit diesem Tag weiß ich übrigens , was ein "Backfokus" ist und dass man den nicht irgendwo im Gemüse ohne Spezialwerkzeug nachjustieren kann.
Ich hab die Kamera kurz vor diesem Sonntags-Dreh aus der Firma meiner Eltern mitgenommen. Aber es wäre vielleicht "nicht die aller schlechteste Idee" gewesen, wenn ich sie vorher ausprobiert hätte, denn dass sie nicht - wie sonst üblich - im Vorführraum, sondern im Service-Büro gelegen ist, hätte mir vielleicht auch zu denken geben sollen ... Hat's aber nicht!
Diese Aktion war natürlich "mega-motivierend" für die anderen und Stefan und Joachim begannen nach diesem zweiten misslungen Drehtag schon infrage zu stellten, ob wir den Film überhaupt machen sollen. Das war auch kein Wunder, denn zu diesem Zeitpunkt war noch geplant, dass die beiden neben mir die Hauptdarsteller des Filmes sind und wir hätten sie in fast jeder Filmszene gebraucht. SOGAR ICH hab es verstanden, dass für sie die Aussicht auf noch mindestens 10 derartiger Drehtage "nicht wirklich berauschend" war.
Danach wusste ich, ich muss das Drehbuch ordentlich "vereinfachen" sonst "halten mir die Jungs nicht durch". Ich hab daraufhin ihre Rollen kleiner gemacht, sodass sie nur ungefähr halb so viel Drehtage hatten, wie bisher geplant und als Ersatz für sie hab ich eine zweite Hauptrolle für mich selber ins Drehbuch geschrieben - einen "Unsichtbaren" namens Charly, den ich später mit Wiener Akzent zu allen Szenen dazu synchronisiert habe. Sämtliche Dialoge zwischen den Hauptdarstellern, die es gebraucht hat, um den Film für das Publikum verständlich zu machen, hab ich dann zwischen meiner normalen Filmrolle und dem "neuen unsichtbaren Kollegen" aufgeteilt.
Trotz dieser Drehbuch-Vereinfachungen hab ich mir dann aber sicherheitshalber viele Monate Zeit gelassen, bis ich die "Jungs" wieder gefragt habe, ob wir die Drehs jetzt wieder angehen könnten und ich hab mir dann für den darauffolgenden Drehtag bewusst ein Szene raus gesucht, von der ich erwartet habe, dass sie auch klappen wird und allen beteiligten Spaß macht. Eine Voodoo-Puppen-Pseudo-Folterungsszene in einem Keller in der Feldkircher Innenstadt mit 3 (halb-)verirrten Soldaten, die zum falschen Zeitpunkt rein kommen. Diese Szene ist uns tatsächlich wunderbar gelungen, was dann den gewünschten Effekt hatte, dass doch wieder alle Lust zum Weitermachen hatten. Bis zu diesem Drehtag stand es aber schon sehr auf der Kippe, ob es den Film überhaupt je geben wird.
Mittlerweile hatten wir August 1991 und da lief es dann eine Zeit lang wunderbar für uns.
Dass die Drehorte die Hauptschwäche unseres vorhergehenden Filmes waren, war uns mittlerweile klar und diesmal wollten wir gerade darauf viel mehr Wert legen. Das ist uns sogar gut gelungen, denn bei dem Film sind es vor allem die tollen Drehorte, die ihn viel professioneller aussehen lassen (... als er eigentlich ist - Nein falsch ... als der letzte Film - Jetzt passt's). Bei diesem Film durften wir viel auf der Feldkircher Schattenburg drehen - im Innenhof, in der Gastwirtschaft und sogar im Museum und das alles hochoffiziell mit Erlaubnis der Stadt Feldkirch.
Dieses "nach einer Dreherlaubnis fragen" war damals übrigens eine ganz neue Erfahrung für mich, denn bisher war "Guerilla Shooting" unsere Standardmethode. D.h. irgendwo auftauchen wo grad niemand ist, filmen und schnell wieder weg.
Ein kurioses Detail am Rande bei diesen Drehs auf der Schattenburg war, dass da an ein oder zwei Tagen ein Typ bei uns mit dabei war, bei dem ich nicht so recht wusste, was ich von ihm halten soll. Ich hab ihn irgendwie über eine gemeinsame Bekannte (namens Kati) kennengelernt. Er hat damals - wie ich - auch Amateurfilme gemacht, aber mehr im künstlerischen Bereich, jedes 3. Wort das er sprach war Englisch und er hat von sich aus vorgeschlagen, dass er bei uns mal als Kameramann mitmacht.
Beim anschließenden Dreh mit ihm auf der Schattenburg dachte ich mir nur "also der übertreibt's ja voll mit seiner Professionalität", denn er brachte zum Dreh ein langes Richtmikrofon mit, damit der Ton besser wird. Meiner erster Gedanke war damals allen Ernstes: "Wozu denn das bitte? Ich hab doch ein eingebautes Mikrofon in der Kamera."
Er hieß Hans Weingartner und Jahre später hab ich erst mitbekommen, dass aus ihm inzwischen ein sehr bekannter Regisseur geworden ist. Das war aber ganz sicher nicht WEGEN sondern TROTZ dieser kurzzeitiger Mitwirkung bei uns.
Als ich später am Schneiden des Films war, hab ich übrigens fest gestellt, dass unsere Dialoge in den Szenen, in denen wir das besagte Richtmikrofon hatten, um einiges besser verständlich waren, als im Rest des Films. Seit dem wusste ich, "Kollege Weingartner hatte doch recht" und ab dem nächsten Film hab ich dann nur noch mit externen Richtmikrofonen gedreht.
Beim Dreh auf der Schattenburg deute sich damals ein neues Dilemma für uns an: Eine "Schauspielerin" die "Kollege Dietmar" für uns "aufgerissen" hat, teilte uns an ihrem zweiten Drehtag mit, dass sie eigentlich keinen Bock mehr hat, noch öfters bei uns mitzumachen, dabei hätte ich noch einige Szenen mit ihr im Drehbuch gehabt. Ich musste daher noch während wir am Drehen waren, möglichst schnell einen Ausweg finden, wie ich ihre Rolle aus den noch verbleibenden Szenen wieder raus schreiben kann, ohne dass wir alle bereits mit ihr gedrehten Szenen mit jemand anderem neu drehen müssen.
Mir fiel da in der Hektik nichts besseres ein, als dass an irgend einer völlig unpassenden Stelle eine Katze laut miaute und sie dann mit den Worten "Miez, miez, miez" aus dem Bild rannte. In der nachfolgenden Szene haben wir dann den "sinnvollen" Dialog eingebaut: "Wo ist eigentlich Nadja?" - "Ach die spielt grad mit der toten Katze" und danach wurde sie in dem Film nie mehr gesehen.
Ich hab keine Ahnung wieso "Kollege Dietmar" an dieser Stelle im Film damals "tote Katze" gesagt hat, und nicht einfach nur "Katze". Denn es macht überhaupt keinen Sinn, dass die Katze in der Szene danach angeblich "tot" sein soll. Aber nur wegen diesem einen Wort bin ich bei einer Filmvorführung mal von einer militanten Katzenliebhaberin ordentlich "unter Beschuss geraten". Mir klingt jetzt noch ihre Aussage im Ohr: "Ich HASSE diesen Film! Nur wegen dieser Szene, HASSE ich ihn!"
Ein weiterer kurioser Drehtag, der mit noch gut in Erinnerung geblieben ist, ist als wir eine Leichenzug/Beerdigungs-Szene mit einem (falschen) Pfarrer, zwei (falschen) Leichenträgern und einer (lebenden) Leiche auf einer Bahre, vor dem Schloss Amberg in Feldkirch gedreht haben. Und zwar in bewährter "Guerilla Shooting" Manier, ohne dort vorher um Erlaubnis zu fragen.
Gerade bei dieser Szene war das aber nicht die die "allerbeste Idee", denn dieser Dreh endete damit, dass man uns dort mit wüsten Beschimpfungen vertrieben und mit Anzeige gedroht hat. Was wir nicht wussten war, dass es dort nur wenige Tage zuvor einen Vorfall gegeben hat, wo ein Verrückter aus einem Grab in der Nähe eine Leiche ausgegraben hat und die dachten wohl wir sind alle "Leichenschänder-Kollegen".
In Summe klappen die Dreharbeiten aber ab dem 3. Drehtag "wie am Schnürchen" und nur 2 Monate später war dann im September 1991 alles "im Kasten". Von den späteren Drehtagen gibt es daher LEIDER keine weiteren Misserfolg-Storys mehr zu berichten.
Nächstes Kapitel: So Nicht!